Die Lager sind voll - VSE zieht Bilanz

AZ 12.12.2023

Schlechte Getreideernte belastet VSE/Erfolgsversprechende Pionierprojekte
Trotz Hightech auf dem Acker: Die Landwirtschaft ist abhängig vom Wetter, und das bekam auch die VSE zu spüren. Wegen des verregneten Sommers brach die Getreideernte um 15 Prozent ein. Die ins Silo im Uelzener Hafen gelieferte Ware taugt nur als Futtergetreide. Die Preise sind im Keller. Dafür profitieren die Kartoffeln von der guten Wasserversorgung bei gleichzeitig hohen Preisen, allerdings ist die Lagerfähigkeit schlecht. Das Jahresergebnis der VSE für das Wirtschaftjahr 2022/2023, das heute bei der Generalversammlung in der Uelzener Jabelmannhalle den Mitgliedern vorgestellt wird, tangiert das nicht mehr. Es ist ebenfalls von einem schwierigen Umfeld geprägt. "Corona ging nahtlos in den Ukrainekrieg über. Beide haben massive Auswirkungen auf die Landwirtschaft" sagt VSE-Geschäftsführer Dr. Christoph Hauser. Während die Lieferketten weiterhin gestört sind, führten Krieg und Sanktionen zu hohen Kosten bei Energie und Betriebsmitteln wie Dünger. Stickstoffdünger sind energieintensiv und verdreifachten sich teilweise im Preis. "Wir haben Dünger teuer eingekauft und billiger an die Landwirtschaft verkauft" berichtet Hauser. "Wir haben einen Versorgungsauftrag für die Mitglieder."

Trotzdem haben die Bauern sehr gut verdient. Die Getreideernte 2022 was gut, die Preise hoch. "Durch die Preisentwicklung konnten wir das Getreide gut verkaufen". bilanziert Hauser. "Wenn es der Landwirtschaft gut geht, geht es der Genossenschaft auch gut.." Auch die Kartoffelpreise entwicklen sich positiv. Insgesamt wurden 147 Millionen Euro umgesetzt, der Gewinn fiel auf 1,7 MIllionen Euro. Zum Ergebnis tragen auch die Beteiligungen am Kartoffel-Spezialisten Europlant, die Raiffeisen-Märkte und die Werkstätten bei. Entscheidend sei, dass die VSE den Bauern nütze, betont der Geschäftsführer. Die 800 Mitglieder sollen eine zweiprozentige Dividende erhalten. Die VSE handelt nicht nur mit konventioneller Ware. Unter den Mitglidern sind fast 100 Ökolandiwrte, deren Ware am Standort Clenze umgeschlagen wird. Gesucht werden noch andere Absatzkanäle im Biobereich.

Für Aufsehen sorgte die VSE mit ihren Pionierprojekten, die neue Geschäftsfelder für die Landwirtschaft erschließen sollen. In diesem Jahr wurden bereits 180 Hektar Hanf angebaut. "Er braucht weniger Wasser, weniger Dünger und keinen Pflanzenschutz", zählt Hauser die Vorteile auf. Das Stroh ist begehrt. Der in Holland gefertigte Dämmstoff wird inzwischen über einen Uelzener Baustoffhandel vertrieben. "In der Region angebaut und in der Region verbaut", betont Hauser. 

Die Tulpen der VSE zeichnen sich durch besonders große Zwiebeln aus. Inzwischen gibt es sie in 22 verschiedenen Farben. Für die Goldrute ist die VSE jetzt als Lieferant für die Arzneimittelindustrie gelistet. "Baldrian haben wir eingestellt, weil wir keinen Marktpreis erzielen konnten", berichtet der geschäftsführer. "Wir lernen jedes Jahr dazu."

Auch 30 Hektar Soja wurden angebaut. Es ist eine Fruchtart, die dichter an der Landwirtschaft ist als Hanf und Goldrute. "Die Landiwrtschaft muss neue Lösungen suchen. Wir müssen alles auf den Prüfstand stellen." Vorerst eingestellt wurde das Projekt Biomassereaktor (AZ berichtete). Im Herbst wurde das Lager in Rosche stillgelegt. Werkstatt und Tankstelle werden weiter betrieben. Die verbleibenden Standorte sollen aber erhalten bleiben, kündigte Hauser an. Clenze und Dähre in der Altmark sollen sogar durch ein neues Konzept gestärkt werden.