Entstehungsgeschichte der VSE
Vereinigte Saatzuchten Ebstorf
Auf Veranlassung des Ökonomierates Carl Hincke, Oetzfelde im Kreis Uelzen, wurde 1908 in Ebstorf eine Pflanzenzuchtstation des Land- und Forstwirtschaftlichen Provinzialverbandes für das Fürstentum Lüneburg zur Veredelung des Lüneburger Kleyhafers gegründet. Dank guter Erfolge dieser Station entwickelte sich daraus in wenigen Jahren ein Saatbauverein. Ihm folgte eine Saatgutspeicher GmbH und schließlich 1919 die Verschmelzung aller genannten Einrichtungen zur "Saatzuchtgesellschaft für das Fürstentum Lüneburg m.b.H." in Ebstorf. Außer Hafer wurden hier inzwischen auch Weizen, Feldbohnen, Lupinen und Kartoffeln züchterisch bearbeitet.
Der epidemische Einbruch der Kraut- und Knollenfäule 1916 hatte die Kartoffelerträge im Deutschen Reich dramatisch schrumpfen lassen. In der Ernährung der Bevölkerung mussten Kartoffeln durch Steckrüben ersetzt werden; der „Steckrübenwinter“ 1916/17 wurde zu einem Teil der Kriegsgeschichte. Unter dem Eindruck dieser Katastrophe entstanden 1917 auf Veranlassung des Landwirts Heinrich Allmeling, Wessenstedt, der Kartoffelsaatbauverein für das Amt Ebstorf. Ziel war die Züchtung von Kartoffelsorten mit geringerer Anfälligkeit für die Phytophthora-Krankheit. Ab 1921 nannte sich die Neugründung "Niedersächsische Saatzuchtvereinigung Ebstorf e.G.m.b.H".
In den folgenden Jahren wurden als Ursache für den „Abbau“ der Kartoffelbestände Viruserkrankungen und Blattläuse als Überträger bekannt. Die Felder im Kreis Uelzen waren wegen der gleichzeitigen Erzeugung von Konsumware und Pflanzgut durch besonders starken Infektionsdruck belastet. Deshalb wurde 1927 in Hinterpommern, welches dank seines kühleren Klimas und der für Blattläuse ungünstigeren Vermehrungsbedingungen als Grundlage galt, von der Ebstorfer Saatzucht das 327 ha große Gut Berkenow im Kreise Schivelbein gepachtet.
Zusammenschluss in Ebstorf
1928 entschlossen sich die beiden am selben Ort mit ähnlicher Zielrichtung arbeitenden Saatzuchtfirmen zur Fusion und bildeten die "Vereinigte Saatzuchten Ebstorf e.G.m.b.H". Im Arbeitsprogramm der neuen Vereinigung rückte die Kartoffelzüchtung ganz in den Vordergrund, und es trat an die Stelle der Staudenauslese aus vorhandenen Sorten die Kreuzungszucht. Vorrangige Zuchtziele waren neben der Krebsresistenz die Verringerung der Anfälligkeit für die Kraut- und Knollenfäule, für Viruskrankheiten und Knollenmängel sowie die Verbesserung der Speisequalität. Eine gute Ertragsleistung war selbstverständlich. 1934 wurde die Augenstecklingsprüfung zur Viruskontrolle eingeführt, 1939 die Abbauprüfung auf Blattrollvirus im Feldbestand.
Wegen des geringeren Virusdrucks erwarb die neue Gesellschaft 1941 das 200 ha große Gut Liepenhof bei Neustettin/Hinterpommern. Nun hatte die Firma zwei Betriebe in dieser Gesundlage, um wertvolles Zuchtmaterial zu vermehren. Beide gingen zu Kriegsende 1945 mit großen Mengen an Pflanzgut verloren. In Ebstorf musste mit dem verbliebenen Material weiter gearbeitet werden. Zur Verfügung standen Herkünfte der zugelassenen Sorten „Vera“ und „Bona“, ab 1946 „Heida“ und ab 1948 „Magna“, alles gute Speisesorten, die zwischen 1948 und 1952 ungefähr 31 % der Gesamtvermehrungsfläche in der Bundesrepublik Deutschland einnahmen. An anderen Pflanzenarten waren für das Unternehmen 1937 die „Ebstorfer Winterwicke“, 1943 der „Ebsorfer Weißhafer“ und 1947 der „Ebstorfer Braunhafer“ zugelassen worden.
Zwischen 1957 und 1959 vernichtete das Tabakrippenbräunevirus, ein neuer Pathotyp des Y-Virus, die Kartoffelsorten „Bona“, „Heida“ und die 1953 zugelassene „Augusta“, für die Vereinigte Saatzuchten Ebstorf ein gewaltiger Verlust. In den folgenden Jahren mussten deshalb alle züchterischen Bemühungen in erster Linie auf Resistenz gegen diesen Virus ausgerichtet werden.
1962 wurden die Lager Weste und Brockhöfe von der VSE errichtet.
1971 erfolgte die Verschmelzung mit der Saatbau Bevensen (gegründet 1934)
1976 schlossen sich die Pflanzenzuchtabteilungen der Vereinigten Saatzucht Ebstorf, der Saatzucht Soltau-Bergen und der Stader Saatzucht zur Nordkartoffel Zuchtgesellschaft mbH mit Sitz in Ebstorf zusammen. Anfänglich wurde Neuzüchtung in Soltau und Ebstorf betrieben, ab 1985 nach dem Ausscheiden des Soltauer Züchters Hans Jürgen Fitschen jedoch nur noch in Ebstorf. Die gesamte Erhaltungszucht geschah für diesen Verbund in Stade. Alle Züchtungsarbeiten hatten bereits die letzten zwei Jahrzehnte ausschließlich der Kartoffel gegolten. Enge züchterische Zusammenarbeit bestand auch mit der Kartoffelzucht Berding & Sohn in Petersgroden.
1991 folgte der Zusammenschluß mit der Vereinigung der ehemals Raiffeisen Warengenossenschaft Suderburg (gegründet 1925) und der Bezugs- und Absatzgenossenschaft Wrestedt (gegründet 1899).
1997 wurde die Verschmelzung mit der Bezugs- und Absatzgenossenschaft Bienenbüttel (gegründet 1929), darin enthalten der Warenbereich der ehemaligen Spar- und Darlehenskasse Altenmedingen eGmuH (gegründet 1897), vollzogen.
2000 kam die Verschmelzung mit der RWG Uelzen Ost, bestehend aus der Bezugs- und Absatzgenossenschaft Rätzlingen (gegründet 1928), die Saatbau Bezugs- und Absatzgenossenschaft Uelzen (gegründet 1948), der 1898 gegründeten Bezugs- und Absatzverein eGmuH Klein Süstedt, der Landwirtschaftlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft Rosche (gegründet 1928), zur Vereinigte Saatzuchten Ebstorf-Rosche eG.
Im März 2017 erfolgte Rückwirkend zum 1. Juli 2016 die Verschmelzung mit der Saatbau Clenze eG zur Vereinigte Saatzuchten eG.
Kurze Historie der Saatbau Clenze eG. Die Saatbau Clenze Raiffeisen - Warengenossenschaft eG wird seit dem Jahr 1966 als selbstständiges Unternehmen geführt. Seit 1950 wurde das landwirtschaftliche Geschäft in der Region durch die Genossenschaftsbank Clenze abgewickelt. In 1966 fand die Trennung der Ware von der Bank statt. Der Umsatz der Warenabteilung im Jahr 1966 betrug 5 Millionen DM. 1982 wurde am Ortsrand von Clenze am Gistenbecker Weg ein zusätzlicher Betriebsstandort in Betrieb genommen. Nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze wurden in der Region Diesdorf (2016 geschlossen) und Dähre im Jahr 1991 die dortige ACZ und BHG übernommen und in die Genossenschaft integriert. Anfang 1994 wurde das Geschäft durch die Übernahme des privaten Landhandels Kornhaus Schnega erweitert.