Umsatzeinbruch bei der VSE

EJZ 11. Dezember 2024

Trotz kleinem Jahresüberschuss seien die Bedingungen im Moment "nicht lustig"

Das Agrarhandelsunternehmen Vereinigte Saatzuchten Ebstorf (VSE) hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023/2024 einen Umsatzeinbruch von mehr als 23 Millionen Euro verzeichnet und kam auf einen Gesamzumsatz von 123,5 Millionen Euro. Im Jahr zuvor waren es noch 147 Millionen Euro. Trotzdem ist man in der Genossenschaft nicht unzufrieden. Unter den am Markt herrschenden Umständen ist man mit einem kleinen Jahresüberschuss von 160.000 Euro zufrieden. Auch im laufenden Jahr werde das Ergebnis nicht besser ausfallen, meinte Geschäftsführer Christoph Hauser in einer Versammlung am Dienstag in Bergen. "Es ist im Moment nicht lustig", kommentierte er die aktuellen Marktbedingungen. Die Veranstaltung gehörte zu einer Reihe sogenannter Sprechtage für Genossenschaftsmitglieder. Sie dienen auch der Vorbereitung auf die Generalversammlung am heutigen Dienstag in Uelzen.

Beim Dünger monatelang ohne Umsatz

Nach Angaben des Geschäftsführers ist die VSE die Nummer 31 unter 160 Agrarhandelsunternehmen in Deutschland. Also nicht irgendwer, sondern könne mit breiter Brust agrieren. Das Beispiel der Baywa zeige allerdings, dass Größe alleine keine Garantie gegen wirtschaftliche Schwierigkeiten sei. Der größte deutsche Agrarhändler aus Bayern ist gerade ein Sanierungsfall. Zur VSE gehört die ehemalige Saatbau-Clenze. Sie wurde 2017 übernommen, als sie sich in wirtschaftlichen Nöten befand. 
Geschäftsführer Hauser beschrieb in Bergen die Marktentwicklung der vergangenen Jahre. Bis Mai 2022 seien die Preise hoch gewesen. Entsprechend gut fielen die Erlöse aus. Doch dann kam ein Einbruch. Im Düngerbereich habe man monatelang überhaupt keinen Umsatz gehabt. Man habe davon gezehrt, was man bis zum Frühjahr 2022 verdient hätte, erklärte der Geschäftsführer. Inzwischen seinen alle Krisen - von Kriegsrisiko bis zur Trump-Präsidentschaft - eingepreist in den Produkten, mit denen die VSE handelt. Die Ertragslage werde nicht besser, sagte er voraus.

Ertragslage mit Blick auf Klima
Der Rückgang beim Umsatz bis zum Sommer 2024 ist nach Angaben der VSE vor allem auf geringe Mengen und nicht so sehr auf niedrige Preise zurückzuführen. So sei zwar mehr an Hackfrüchten umgesetzt worden, aber deutlich weniger bei Getreide und Raps. Perioden von Strakregen und Dürre würden auch in Zukunft die Ertragslage beeinflussen, meinte Hauser.
Am Standort Clenze hat das Unternehmen vor, am Gisterbeckerweg weiter seinen Schwerpunkt Bio auszubauen. Produkte aus konventionellem Anbau sollen dabei nicht vernachlässigt werden, versichtere man bei dem Unternehmen. Der Bioschwerpunkt umfasst die Reinigung von Saatgut, die Beprobung und das Abpacken. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden 3.500 Tonnen Bio-Saatgut und 2.000 Tonnen Ökogetreide umgesetzt.


Neue Anlagen warten auf Genehmigung
Am Standort wurden neue technische Anlagen installiert wie eine Saatgutreinigung und eine Abfüllanlage. Für weitere Anlagen warte man seit Februar auf eine Genehmigung, klagten VSE-Vertreter. In Bergen wurde als Gesamtinvestition eine Summe von vier Millionen Euro im vorigen Jahr genannt. Man sei eine "Genossenschaft in Veränderung", erklärte Geschäftsführer Hauser. Es gebe drei Schwerpunkte, die man sich gesetzt habe: Bio, Saatgut und die Ausbildung des eigenen Nachwuchses.