Ein erstes Projektfazit
Save the Date - 2. Hanftag 03.11.2022 in Wöpse - Um Anmeldung wird gebeten
Im ersten Pionierjahr 2022 wurde erstmals Nutzhanf in Doppelnutzung (Stroh & Hanfnüsse) in einer Größenordnung von ca. 280 ha in einem Radius von ca. 90km angebaut. Die Aussaat erfolgte aufgrund des langen Bodenfrosts im Zeitraum von Anfang April bis Mitte Mai. Zunächst entwickelte sich im Frühjahr der Nutzhanf auf allen Flächen im Verhältnis gleichbleibend gut. Die lang anhaltende Trockenperiode war auch beim Nutzhanf deutlich sichtbar. Die Hanfbestände entwickelten sich, entgegen den Erfahrungen und Erwartungen der Genetik, langsamer und heterogen. Es kristallisierte sich heraus, dass der zu einem späteren Zeitpunkt gedrillte Nutzhanf den Wachstumsnachteil weder durch Düngung noch Bewässerung kompensieren konnte. Während das Stroh durch den Trockenstress schneller abreifte, verzögerte sich die Abreife der Hanfnüsse. Auch nach einer 14-tägigen Verschiebung der Ernte waren die Hanfnüsse nicht reif. In vergleichbaren Regionen trat laut Experten das gleiche Phänomen auf.
Es wurden viele Versuche unternommen, die Hanfnüsse dennoch zu ernten und zu trocknen. Aufgrund der unreifen Hanfnüsse mit Feuchtegehalten weit über 20 % führte dies mehrmals zu einem Totalausfall sowie Stillstand der Trocknungstechnik durch Verkleben und Verstopfen. Da nicht absehbar war, ob die Hanfnüsse überhaupt reif werden würden und nach Rücksprache mit den niederländischen Experten wurde entschieden, nur das Stroh zu ernten. Trotz des witterungsbedingten kleinen Erntezeitfensters wurden insgesamt 2.000 Hanfstrohballen gepresst.
Die Auswertung des Strohertrages unter den verschiedenen Anbaubedingungen der Doppelnutzungssorten (Stroh & Hanfnüsse) Uso 31 und Ferimon dauern noch an, sodass zum jetzigen Zeitpunkt noch keine finale Bewertung erfolgen kann. Erträge von 2,0 bis 6,5 to/ha zeigen, dass auch die Stroherträge in diesem Trockenjahr weit hinter den Erwartungen zurückblieben.
In der hiesigen Region hat ein Anbau von Nutzhanf in Doppelnutzung in dieser Größenordnung und unter diesen Bedingungen noch nicht stattgefunden, sodass keine Erfahrungswerte hinzugezogen werden können. Das erste Pionierjahr hat gezeigt, dass eine frühe Jugendentwicklung ertragsentscheidend ist. Ein früher Aussaatzeitpunkt in ein optimales Saatbett mit Wasseranschluss und eine ausreichende Wärmesumme in der Jugendentwicklung waren entscheidend. Unter diesen Voraussetzungen gedrillt, gab es 2022 auch milde, leichtere Böden mit Stroherträgen von bis zu 6 to/ha.
Diese Erfahrungen nehmen wir in das zweite Anbaujahr von Nutzhanf mit und werden für 2023 bevorzugt reine Strohnutzungssorten anbieten. Ziel ist ein Erntefenster zwischen Getreide- und Kartoffelernte. Die Vorteile sind ein einfaches, schlagkräftiges und kostengünstigeres Ernteverfahren durch einen umgebauten Maishäcksler, eine Sicherung der Strohernte, sowie eine frühere Räumung des Feldes. Aufgrund des Trockenstresses 2022 werden wir im nächsten Jahr 2023 auf wenigen Flächen dennoch die Doppelnutzung (Stroh & Hanfnüsse) mit früheren Sorten noch einmal anbieten. Die Hanfnüsse bieten einen attraktiven Mehrertrag, wenn sie reif werden. Unsicher bleibt der spätere Erntezeitpunkt, das aufwändige und teure Doppelernteverfahren, die Reinigungs- und Trocknungskosten der Nüsse sowie die Sicherheit der Strohbergung spät im Jahr. Bei der Doppelnutzung kann es aufgrund des längeren Abreifeprozesses der Hanfnüsse und der damit einhergehenden späteren Ernte oft erst im Frühjahr zur Strohbergung kommen.
Einige Pionier-Landwirte haben Interessen an Hanfsorten zu Herbstaussaat angemeldet. Wir recherchieren aktuell nach geeigneten Sorten. Die Saatgutempfehlung für unsere Region auf Basis von Ergebnissen anderer Regionen, sowohl für die Einfachnutzung (Stroh) als auch für die Doppelnutzung (Stroh und Hanfnüsse), wird derzeit mit HempFlax ausgewertet. Über die Ergebnisse werden wir informieren.
Der 2. Hanftag findet am 03. November 2022 im Gasthaus Wöpse statt. Weitere Informationen finden Sie hier.